Das Schützenwesen in Untereicken
Die Jahre ab 1933 unseres Jahrhunderts bis 1945 werden in der Geschichte die Unglückseeligen genannt. In der Zeit hat sich für die Gemarkungsbezeichnung Untereicken aber auch sehr viel Gutes ereignet.
Untereicken liegt zwischen Obereicken und Bettrath einerseits, andererseits zwischen Lürrip und Stadtmitte. Seit 1893 gibt es einen Schulbezirk, in dem aus Landwirtschaft, Industrie und Handwerkern besiedelten Untereicken.
1934 wurde die Rektoratsgemeinde St. Elisabeth aus zwei Pfarreien gegründet und durch die Einweihung der gleichnamigen Kirche an der Hohenzollernstraße gekrönt. Badenstraße und Eickener Straße (Ende), Künkelstraße und Kaldenkirchener Straße sind grob gesagt, die Grenzen des heutigen Pfarrbezirks Untereicken. Mit der neuen Kirchengemeinde begann auch ein reges Vereinsleben, gegründet wurden Kirchenchor, Paramentenverein, Frauen- und Müttergemeinschaft und viele mehr. Für den Rektoratsbezirk waren damals vier Bruderschaften zuständig. Für den oberen Teil der Rektoratsgemeinde die St. Vitus Junggesellen Bruderschaft Oberniedergeburth und die St. Martinus Männerbruderschaft Eicken, für den unteren Teil die St. Johannes-Junggesellen-Bruderschaft Bettrath. Diese teilten sich Untereicken je nach ihrem Pfarrbezirk. Die Bürger in Untereicken wollten aber auch ihre Bruderschaft haben, doch wie oben erwähnt ließ die Zeit dies nicht zu. So kam es zur Gründung des Bürgerschützenveins 1934. Die damaligen Machthaber bereiteten schon das Gleichschaltungsgesetz vor und unterbanden alle kirchlichen Vereinstätigkeiten.
In jeder Gaststätte wurde nach dem Neußer Model eine Kompanie gegründet. Dies nahm natürlich einige Zeit in Anspruch. Die einzelnen Kompanievorsitzenden bildeten den Vorstand des Bürgerschützenvereins. Das Bruderschaftswesen kam ganz zum Erliegen, nur noch vereinzelt gab es Kompanien oder Vereinigungen hinter denen sich die altehrwürdigen Bruderschaften verbargen. Ihre alten Besitztümer hatten sie in den meisten Fällen versteckt oder auch in den Pfarrarchiven deponiert. War dies nicht geschehen wurden die Besitztümer von den Machthabern beschlagnahmt und für ihre Zwecke verwandt.
In Untereicken gab es bis zum Ausbruch des Krieges nur einen König, und zwar Josef Hilbertz von der Endstation der auch Schießmeister des Bürgerschützenvereins war. Sein Königsorden ist erhalten geblieben, ebenso das Kassenbuch von der Gründung an. Somit sind dem heutigen Bürgerschützenverein alle Namen von vor dem Krieg bekannt. Interessant sind auch die finanziellen Aspekte.
1939 mit Kriegsausbruch kam das vorläufige Ende des Schützenwesens. Auch ging durch den unglückseeligen Krieg vieles unersetzliche verloren, gerade auf dem Gebiet des Sommerbrauchtums. Nach Ende des Krieges 1945 hatte kaum einer Lust dem Schützenwesen zu frönen. Wie immer in der Geschichte, wenn die Menschen Kummer und Sorgen haben finden sie sich eng zusammen. So auch dieses Mal.
Zu ersten Regungen auf dem Gebiet des Schützenwesens kam es im Jahre 1946. Es dauerte bis 1948 ehe es in etwa wieder im Lot war. Die, die im Krieg gewesen waren, konnte man nicht oder kaum noch bewegen auf die Straße zu gehen. Schon gar nicht mit einer Uniform. Trotz alledem kam es zu ersten Aufzügen, wenn auch zaghaft.
In Untereicken hatte man nicht mehr den Mut dazu, die alten Bruderschaften übernahmen wieder das Schützenwesen. 1951 wurde St. Elisabeth zur Pfarre erhoben, auf dem Schützensektor aber änderte sich dadurch nichts. Erst im Jahre 1960 kam es zu Überlegungen, weil im Grunde genommen die Wege der einzelnen Aufzüge zu weit waren im Gesamtbezirk Großeicken.
1961 gründete sich die erste Kompanie anläßlich einer Kirchenchorprobe im Lokal Georg Schneider (Ecke Künkel-/Eickener Straße), Freitagabend gegen 22:30Uhr, bei einem Glas Bier. Vierzehn Tage später war man sich einig; die Kompanie brauchte einen Namen. Wilhelm Metzer recherchierte, daß früher viele Untereickener bei den 69er am Ehrenbreitstein gedient hatten. Dieser Namen entstand im neunzehnten Jahrhundert und war somit keine Belastung aus der jüngeren Vergangenheit für die neue Vereinigung „69er Ehrenbreitstein“. Gesagt getan, der erste Schritt war gemacht und es folgten, wenn auch zaghaft, weitere.
Die erste selbständige Nachkriegskirmes kam 1963 zustande. Eine schwere Geburt, aber gerade diese Schwierigkeiten schmiedeten die Menschen zusammen.
1966 wurde mit den 69ern der Verein zur Brauchtumspflege Eicken gegründet, um mehr Bürger für das Schützenwesen zu interessieren. Auch wurden freundschaftliche Bande zu gleichgelagerten Vereinen geknüpft, die zum Teil bis heute noch bestehen. Die Kirmes in Untereicken erhielt den Namen „Bäukirmes“ in Anlehnung an die ländliche Struktur der früheren Zeit. Erst 1972, nachdem sich alles gut gefestigt hatte, kam es zur Wiedergründung des Bürgerschützenvereins.
Der Brauchtumsverein zog sich aus Untereicken zurück, und zwar auf städtischer Ebene. Hier konnte er sich besser entfalten, unter dem neuen Namen; Verein für Heimat und Brauchtumspflege Bürgerverein e.V. Mönchengladbach. Ab hier hatten beide Vereine ihr eigenes Leben. Das bis dahin schon schöne Königssilber verblieb dem Bürgerschützenverein.
Auch die erstgegründete Kompanie „69er Ehrenbreitstein“ verblieb dem Bürgerschützenverein. Neue Kompanien kamen hinzu andere hatten sich in der Zwischenzeit schon gegründet, die „Grenzkompanie“, die „Hubertuskompanie“, das „Offizierscorps“ und später noch die „Schwatte Männ“. Eine weitere Kompanie, die „Treuen30er“ unter Führung von Willi Hermanns, die sich aus früherer Zeit nocheinmal wiedergegründet hatten, hat leider nur ein paar Jahre bestanden.
1974 feierte der Bürgerschützenverein sein 40-jähriges Bestehen, zwar mit Unterbrechung aber berechtigt. Es wurde ein Bildstock errichtet zu Ehren des hl. Franziskus. Dieser steht an der alten Endstation, auch die gibt es in der Zwischenzeit nur noch dem Namen nach. Busse haben den Part der guten alten Straßenbahn übernommen, nun ja die Zeit hat Flügel. Der Bürgerschützenverein legte sich einen Patron zu, den hl. Franziskus, nach Absprache mit Pfarrer Uedelhoven. Weiterhin wurde mit dem Pfarrer der Gemeinde besprochen, dem Bürgerschützenverein den Status einer Bruderschaft zu verleihen. Damit war der Weg offen, den Bürgerschützenverein St. Franziskus Untereicken 1934 e.V. in den Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften aufnehmen zu lassen. Der Aufnahmeantrag erfolgte durch den Bezirksverband Mönchengladbach-Rheydt-Korschenbroich über den Diözesanbundesmeister von Aachen nach Köln zum Bund. Aus Köln kam dann der Bescheid, daß der Antrag genehmigt sei.
Noch etwas Besonderes hat der Bürgerschützenverein, etwas für die Frauen, eine Bäukönigin, die alljährlich zur Bäukirmes durch Losentscheid ermittelt wird. Dies findet immer am Kirmesmontag statt, die Bäukönigin nimmt an allen Veranstaltungen des Bürgerschützenvereins teil und repräsentiert diesen, neben dem Schützenkönig, nach außen.
Hiermit rundet sich das Bild ab und man muß sagen, das Gute bricht Bann für alle Mitbürger in unserem Stadtteil Untereicken und der gesamten Pfarrgemeinde.
Mit dem alten Wahlspruch der Schützenbruderschaften geht es in die Zukunft
„Aus alter Wurzel neue Kraft“.
Aus dem Archiv der Stadt Mönchengladbach